Energieeffiziente Gebäude - Virtuelle Städte, ökologisches Bauen und dem Klimawandel angepasste Gebäude in der Forschung und in der Praxis
Am 10.11. und 11.11.2022 wurde in Mödling das Schulstandort übergreifende Seminar über Energieeffiziente Gebäude und die Rolle der Bauphysik bei Innovationen für einen klimaneutralen, resilienten und leistbaren Gebäudestandard, abgehalten. Fachkollegen aus vielen Bautechnischen Abteilungen wurden von Fachexperten aus unterschiedlichsten bauphysikalischen Gebieten informiert und auf den neuesten Stand gebracht.
So wurden im Rahmen des Seminares neben den zu beachtenden gesetzlichen Rahmenbedingungen auch mehrere besonders gelungene Zukunftsprojekte vorgestellt. Insbesondere der im Erneuerbare-Wärme-Gesetz verankerte Ausstieg aus allen zentralen, und dezentralen Öl- sowie Gasheizungen stellt die Planung von Bauwerken vor neue Herausforderungen.
Für zukunftsfitte Gebäude wird es entscheidend sein, möglichst viele Formen der Energierückgewinnung zu nutzen. So sind Technologien, wie die Wärmerückgewinnung aus Grauwasser oder eine dezentrale, kontinuierliche ganzjährige Stromversorgung ein Baustein hin zur Klimaneutralität.
Wie derartige Um- und Nachrüstungen gelingen können wurde z.B. am Projekt Eberlgasse, welches die erste Passivhaussanierung in Wien war, deutlich. In diesem Gründerhaus wurde die Energieversorgung von Gas umgestellt auf eine Kombination von PV-Anlage und Grundwasser-Wärmepumpe. Zum Gelingen dieses Projektes trug auch die frühzeitige Bedürfniserhebung und Einbindung der Bewohnerinnen und Bewohner bei. So wurden neben der energetischen Passivhaus-Sanierung auch eine barrierefreie Erschließung und Balkone im Projekt umgesetzt. Wie viel eine gut geplante und ordentlich umgesetzte bauphysikalische Sanierung an Gebäuden bringen kann zeigen die harten Fakten. So konnte der Heizwärmebedarf von rd. 178,0 kWh/m² BGF.a auf unter 8,0 kWh/m² BGF.a gesenkt werden.
Besonders interessant war auch die Vorstellung des ersten Plus-Energie-Bürohauses weltweit, Getreidemarkt 9, TU-Wien. Im Zuge der Planung wurden alle Möglichkeiten zur Energieeinsparung aber auch zur Energiegewinnung für das 55 m hohen Bestandsgebäude eruiert ohne das Ziel, ein behagliches Raumklima während des ganzen Jahres, aus den Augen zu verlieren. Am Ende dieses Prozesses standen 9.300 optimierte Komponenten welche von einer gebäudeintegrierten Photovoltaik-Anlage auch an den Fassaden bis hin zu einem ausgeklügelten zentralisierten EDV-System reichen. Durch all diese Maßnahmen konnte der Primärenergiebedarf signifikant gesenkt werden.
Abgerundet wurde das Seminar mit vor Ort Besichtigungen von gebauten Projekten und dem Besuch der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle MA39 in Wien, bei der eine Vielzahl an beeindruckenden Prüfmethoden gezeigt wurden.
Veranstalter: Bmstr. Dipl.-Ing. Dr.techn. Mario Sofic
Vortragende:
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas BEDNAR, Institutsleiter, Forschungsbereichsleiter Bauphysik, TU Wien
Dipl.-Ing. Andreas TICHY, Oberstadtbaurat, Magistratsabteilung 39
Ing. Andreas DEIX, Fachberatung Architektur & Bauphysik, Saint-Gobain Austria GmbH
Alexander DAIVID, MSc, Forschungsbereich für Bauphysik, TU Wien
Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Azra KORJENIC, Forschungsbereichsleiterin Ökologische Bautechnologien, TU Wien
Bmst. Dipl.-Ing. Helmut SCHÖBERL, Geschäftsführer Schöberl & Pöll GmbH, 1020 Wien
Architekt Prof. Dipl.-Ing. Johann LARNDORFER, Energieberatung Niederösterreich, Weinviertel, Waldviertel